Schultheaterwoche

von Niko Haase

Liebes Team des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters,

"Der goldene Ronny"
"Der goldene Ronny" | © Kt

in der vergangenen Schultheaterwoche habt Ihr unseren Schülerinnen und Schülern und auch uns, den Lehrerinnen und Lehrern des GHO, einen Einblick in die Welt des Theaters gewährt. Wir durften über fantasievolle Inszenierungen staunen, mit den Figuren in den Theaterstücken mitfühlen und uns von den behandelten Themen zum Nachdenken anregen lassen. Dafür möchten wir Euch danken. Ihr habt mitten im Schulalltag Platz gemacht, um innezuhalten und bereits Für-Wahr-Gehaltenes in Frage zu stellen und neue Antworten zu finden.

Die 5. Klassen sahen das Musiktheaterstück „Hexe Hillary und der beleidigte Kontrabass“. Viele der 5.-Klässler haben dabei zum ersten Mal Opernarien gelauscht, die sie so sehr fasziniert haben, dass sie die Sängerin Paulina Schulenburg nach Ende der Vorführung baten, eine weitere Arie zu singen.
Bei der Aufführung von „Heldentat und Monstertod“ hat sich der 6. Jahrgang auf eine aufregende Reise in die griechische Sagenwelt begeben. Der Schauspieler Deniz Ekinci zeigte dabei, wie kindgerechter Geschichtsunterricht in seiner wohl ursprünglichsten Form funktioniert: über das lebendige Erzählen und Spielen von Geschichten und das anschließende Gespräch. War Daedalus nun ein Held oder keiner? Wer sind die Helden unseres Alltags? Diese Fragen werden uns sicher noch eine Weile begleiten.

„Der Goldene Ronny“ erzählte den 7. bis 9. Klassen die Geschichte der Außenseiter Leah und Leo, die versuchen, sich mithilfe von Esssucht und Drogenkonsum von der schmerzhaften Wirklichkeit abzuschotten. Ein Stück, das nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen den Spiegel vorhält. Wie wollen wir von anderen wahrgenommen werden? Sind wir lieber der allseits beliebte Sprücheklopfer, der für möglichst viele Lacher die Würde seiner Mitmenschen opfert? Oder sind wir wie Leah, die lieber allen Frust in sich reinfuttert, aus Angst sonst auf Ablehnung zu stoßen? Welche anderen Wege gibt es mit der eigenen Lebenswirklichkeit umzugehen?

Die 10. Klassen erlebten eine überraschende Schulstunde. Statt ihres eigentlichen Lehrers betrat der Geschichtslehrer Herr Burkhardt (gespielt von Reiner Schleberger) den Klassenraum und outete sich. In „Coming Out !“ erzählt der Lehrer davon, mit welchen Vorurteilen er aufgrund seiner Homosexualität in allen Lebensphasen zu kämpfen hatte. Auf bewegende Weise schildert er seine erste Verliebtheit und die Ablehnung, auf die er stieß. Das anschließende Gespräch über das Stück rüttelte erheblich an der festen Annahme, dass doch „heutzutage Schwulsein kein Problem mehr“ sei. Dabei war die Erkenntnis, dass sich Fußballspieler häufig erst am Ende ihrer Karriere outen, nur einer von vielen Anstößen, erneut über die Wahrnehmung von Homosexualität in unserer Gesellschaft nachzudenken.

"Supergute Tage" | © Kt
"Supergute Tage" | © Kt

Die Oberstufe führte es dann zu der Abendaufführung von „Supergute Tage“ ins Heider Stadttheater. Dass fast der ganze Theatersaal gefüllt war mit Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren, war ein spektakulärer Anblick und lässt in Zeiten des Theatersterbens hoffen. Das ideal auf die Altersgruppe abgestimmte Theaterstück begeisterte durch die kleine, doch dabei so vielseitige Besetzung. Flavio Kiener, der schon im „Goldenen Ronny“ den Leo spielte, stellte sich hier mit Bravour der Herausforderung, den autistischen, mathematisch und logisch hochbegabten Teenager Christopher zu spielen, der den „Mord“ am Hund der Nachbarin aufklären möchte und dabei die große Lebenslüge seines Vaters aufdeckt. Nur zu gern haben wir uns in die „sonderbare Welt des Christopher Boone“ entführen lassen.

Wie viel mehr kann einen doch eine Geschichte berühren, von der wir nicht durch eine Glasscheibe getrennt sind.

Text: Bä
Fotos: Kt

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